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Mainzer Rheinzeitung

In der Fastnacht steckt Rebellion

Eine Neu-Mainzerin berichtet von der Sitzung der Meenzer Drecksäck: Hier ging der Narrhallamarsch durch die Institutionen

Den Drecksäck eilt ein Ruf voraus. Das ist Fassenacht von links. Gemacht von ergrauten Spontis und ihren legitimen Erben. So kabarettistisch, dass sogar Fastnachtsmuffel johlen. Zugereiste packt da prompt die Neugier. Also auf ins Haus der (reiferen) Jugend! Motto der sechsten Drecksack-Kampagne: "Kranführer 2001. Unser goldisch Meenz - Bohren. Baggern. Buddeln."

Von Claudia Renner

MAINZ. Auch die Alternativ-Fastnacht lebt vom Lokalkolorit und pflegt lieb gewordene Feindschaften (was haben die nur immer mit Finthen?). Aber etwas ist anders bei den Drecksäck: Die Jokus-Kanone schwenkt um 180 Grad und ballert zur Abwechslung kräftig nach rechts.

Dass Fleischwurst schon in der Steinzeit Hauptnahrungsmittel war, enthüllt die Familienchronik der Beckers. Sie taucht in der Lothar-Baugrube auf und macht Günter Beck , Birgit Schütz, Angelika Spautz , Bernd Weisbrod und Dieter Kramer zu Stars eines urkomischen Films über Leben und Sterben einer Familie.

Bader "Musculus" ( Joachim Knapp ) in den römischen Thermen, er walkte sie alle durch - von FDP-Bangemann über den grünen Joschka bis SPD-Schröder. Seherische Fähigkeiten entwickelt das "Orakel zu Mainz". Priesterin Barbara Lampe deutet die Zukunft von Angela Merkel, Hans-Jörg v. Berlepsch oder Renate Wallert. Als Tempeldiener assistieren ihr Astrid Becker , Brigitte Reetz , Inge Blitz, Lothar Steinborn -Reetz und Ruth Remmel-Faßbender.

Dialektisch begeben sich die 68er-Veteranen Markus Höffer-Mehlmer und Dieter Kramer auf den "Narrhallamarsch durch die Institutionen". Hatte der Straßenkampf damals nicht etwas von Fastnacht? Steckt nicht in jeder Fastnacht ein Stück Rebellion?

Wo andere Fanfarenzüge haben, stehen Drecksäck auf Rock. "Unser freundliches Sprengkommando" - bestehend aus Jürgen Kochler, Johannes Klein und David Meisenzahl - erzeugt gute Vibrationen für zwischendurch.

Alles Handy, oder was? An der Haltestelle Bismarckplatz in ihrem "goldisch Meenz" telefonieren Nedim Tuyun , Christopher Ströbel, Birgit Schütz, Sabine Grieshuber, Dirk Strobel und Charlotte Schütz mit dem programmierten Chaos. Ein beeindruckendes Solo legt Jürgen Girtler hin. Als Management-Trainer - "Chaka, chaka!" - kommt er kabarettistisch vom Hölzchen aufs Stöckchen, ohne dass es je langweilig wird.

Die etwas andere Art zu schunkeln unterrichtet Andreas Verstappen als knochentrockener "Theo Rettich". Die "Stirn-an-Stirn"-Variante überzeugt selbst Schunkel-Phobiker. Und die erworbene Furcht vor nackten Schwabbelbäuchen entkräftet dieses Männerballett im Nu: fünf stramme Klone von Tim Curry beim "Time Warp": Rainer Christ, Thomas Dang, Andreas Zepig, Klaus Cartus und Alfred Bohn (Choreografie: Silke Jarzina) erfreuen mit viel Bein das weibliche Auge. Zu schön, um wahr zu sein, ist auch der schwullesbische Chor "Die Uferlosen", der aus Köln den schwulen Karnevalsgruß "Aloah" importiert.

"Big Schlachter" ist die gnadenlose Parodie auf menschliches TV-Containergut. Nur dass bei Rindern nicht Mobbing, sondern BSE bestimmt, wer gehen muss. "Ich vermisse meine Pelle!", heißt es schwarzhumorig bei Markus Höffer-Mehlmer, Dieter Kramer und Nedim Tuyun . An Sarkasmus nur noch überboten von der Moritat um die Professorin und den Weihbischof. "Schade um das schöne Zölibat", bedauern Peter Herbert Eisenhuth und Chor (Christiane Kühn, Silke Wernet, Claus Ambrosius, Colette Brosig, Michael Eisenhuth) sowie Oliver Nieder am E-Piano.

Die Friseure vom "Scherholder Well-You" liefern einen guten Grund, den Montag zu hassen: Sie lieben ihren Beruf. Anke Eckhardt-Würz, Barbara Keller, Helga Hoffmann, Monika Glaser , Angelika Spautz , Stefan Keller und Dieter Kramer sind gut bei Stimme und berücken mit Perücken. Die Revue-Nummer ist der ideale Einstieg ins Abtanzen danach. Fazit eines Drecksäck-Neulings: Sie machen nicht alles anders. Aber vieles verdammt gut.


Meenzer Drecksäck  |  info@meenzer-drecksaeck.de