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AZ, 29. Januar 1996

Überraschung: „Drecksäck“ rufen Helau

Lutz Eberhard

„Wir sind ein bisschen alternativ, gegen den Mainzer Fastnachtsmief“, drehten die „Meenzer Drecksäck“ im Haus der Jugend auf. Diese Narren stiegen in eine aufgeklappte Mülltonne und überzeugten mit originellen satirischen Beiträgen. Viele Talente zeigten sich auf der anderen Seite der Mainzer Fastnacht.

„Drum ham mer uns dazu entschlosse, paar Grüne warn’s und aach Genosse, mal selber in die Bütt zu steige und dene all den Marsch zu geige“ wurde gereimt. Wer allerdings, sicherlich ohne dabei gewesen zu sein, bei den „Funktionären der wahren Fastnacht“ nun meint, hier würde eine linke Szene nur über die Etablierten herziehen, täuscht sich. Selbstkritisch gehen die „Drecksäck“ ans Werk und schonen auch ihre Klientel nicht. Und hier schlugen auch die Zuschauer zurück: als der Schlachtruf festgelegt werden sollte, kam die Überraschung: Basisdemokratisch lautete die Antwort: „Helau“. Einige „Pointen“ waren nur etwas für hartgesottene Narren, wenn zum Beispiel zur Melodie eines Traditionsliedes geschmettert wird: „Am Rosenmontag bin ich geboren, am Rosenmontag in Mainz am Rhein. Mei Mutter hätt’ mich so gern verloren, doch eine Abtreibung, die schafft man nicht allein.“ Die „Drecksäck“ zeigten sich vor allem im Lokalpolitischen hochaktuell. Da wurde auch Verkehrsdezernent von Berlepsch nicht geschont. „En richtiger Meenzer muß Fleischworscht esse un kää Müsli.“ Einen starken Auftritt hatte Peter H. Eisenhuth („Früher habt ihr Demos gemacht, heut feiert ihr Fassenacht“). Überzeugend auch Thomas Schäfer als OB-Kandidat, die alternative Antwort auf Norbert Roth, und das Duo Uwe Hettlach/Jürgen Girtler.

Glanzpunkt war sicherlich der Auftritt von Rainer Christ und Markus Höffer-Mehlmer als „CNN-Reporter Peter Arnett“ und einem tschetschenischen UN-Blauhelmgeneral am Kasteler Brückenkopf im Jahr 1005, nachdem sich die AKK-Frage zugespitzt hat. Politisch blendend inszeniert und mit einem großen Schuß Ironie wurde das heiße Thema zwischen Mainz und Wiesbaden angepackt und aufbereitet.

Die alternative Fastnacht in Mainz ist geboren. Sie hat eine Chance, wenn sie den eingeschlagenen Weg weiterbeschreitet. Günter Beck und Birgit Schütz führten geschickt durch das Programm. ein gelungener Gag auch der „rotierende Sitzungspräsident“, der allerdings nichts zu sagen hatte. Szenenspiele und ein Männerballett der besonderen Güte hatten Format. Die Premiere der „Drecksäck“ zeigte: Links der Fastnacht hat der Humor auch eine Heimat.

Rainer Christ und Markus Höffer-Mehlmer erhalten den AZ-Jokus für ihre AKK-Nummer.


Meenzer Drecksäck  |  info@meenzer-drecksaeck.de